Der 09.09.09, viele Heiraten, ich nicht. Für mich ist es aber auch ein Traumtag, meine Kumpels und ich vom Stützpunkt Peine sind die zweitwichtigsten Leute beim Länderspiel gegen Aserbaidschan in der Landeshauptstadt. Lediglich die Nationalspieler haben eine tragendere Rolle als wir 30 Männer der Jahrgänge 97/98, finde ich zumindest. Der Tag fing schon toll an, keine Schule, keine Hausaufgaben, dafür schön mit Freddy, Marcel, Niklas und den anderen im Bus sitzen und von Trikots und Unterschriften träumen. Wir auf dem Weg zu Ballack, Poldi und Schweini, keiner wird uns entkommen. 14:00 Uhr, das erste Training auf der Außenanlage des Stadions. Meine Truppe darf die Aserbaidschanfahne aufspannen und bewegen. Schwer das Ding, knappe 60 Kilo und ich komme mir vor wie beim Segeln, immer in Rückenlage. Ist für uns aber kein Problem, wir sind ja stark. 16:45 Uhr, das nächste Training, es muss alles perfekt laufen, Peinlichkeiten sind nicht erlaubt bei den Herren vom DFB. Da gibt es extra ein Team für solche Aufgaben und genaue Zeitvorgaben. Ich komme mir vor wie beim Bund, klare Ansagen und Marschbefehle. Erste Schmerzen in den Händen machen sich breit. Jetzt mal schnell was Essen und Mama anrufen, musste ich machen. Der NFV hat sich nicht lumpen lassen und für Essenmarken gesorgt. Die mitgebrachten Schnitten konnte ich somit unter der Hannoveraner Bevölkerung loswerden. 18:00 Uhr, Generalprobe im Stadion, es läuft nicht so gut, aber das soll ja ein gutes Omen sein. Wir sehen übrigens klasse aus in den DFB-Trainingsanzügen. 20:15 Uhr, noch 30 Minuten bis zum Spiel. Wir haben eine Stadionrunde vor uns um an den gewünschten Platz zu gelangen. Ich gehe an erster Stelle, 30.000 Zuschauer gucken mich an, glaube ich zumindest. Ziel erreicht, das ist schon mal gut gegangen. Die Nationalspieler gehen direkt an uns vorbei, einige klatschen ab. Wir spannen unsere Fahne auf und sind stolz ohne Ende. Die Schmerzen an den Händen werden immer stärker. Ist die Frage, heulen oder nicht ? Ich habe verzichtet, auch weil ich wusste, dass bestimmt alle Bekannten am Bildschirm sitzen würden und auf der Suche nach uns sind. Mama war den ganzen Tag aufgeregter als ich und hat bestimmt in 1m Entfernung vor dem Fernseher gesessen. Die Nationalhymnen wurden gespielt und wir waren auf der riesigen Videotafel im Stadion zu sehen, ich hatte eine leichte Entenkombi. Da waren wir wieder, die zweitwichtigsten Leute der Veranstaltung. Es lief übrigens alles echt klasse und wir durften anschließend in den Trainingsanzügen auf die Tribüne um das Spiel zu sehen. Und da träumten wir wieder von unseren großen Idolen und verziehen ihnen schnell diese lausigen 30 Minuten vor der Halbzeit. Wie hätten wir wohl da gespielt, ich wäre fit gewesen ? Mein nächstes Ziel war schnell abgesteckt, ich wollte der wichtigste Teil eines Länderspiels werden und nicht nur 1 Sekunde im Fernsehen zu sehen sein. Daher werde ich Nationalspieler, für welches Land auch immer. Oder ich werde gleich Olli Kahn, was der taktisch drauf hat, mache ich schon lange. Das der Stützpunkt Peine um Nick Gerull, Kiri Aslanidis und Benny Duda uns diesen Tag ermöglicht hat, danke, danke, danke. Es war ein tolles Erlebnis mit Ende um 0:45 Uhr. Die Schule hat mich wieder, die Erinnerungen werden bleiben. Am 09.09.99 heirate ich dann vielleicht, Angebote gibt es schon jede Menge.
Viele Grüße
Euer Tim
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